Erinnerungen in den Patton Barracks

Erinnerungen in den Patton Barracks

Es war ein Poster vom Heidelberger Schloss, das ihn von Kalifornien in die weltberühmte Stadt nach Europa trieb: Chaz Bargainer sah das Poster an der Uni hängen und wusste sofort: „Da will ich hin!“ So kam er in den 70er Jahren nach Heidelberg und arbeitete erst im PHV, dann in den Patton Barracks. Sein erster Eindruck von der Stadt war allerdings ernüchternd – es war kalt und dunkel, die Menschen liefen bis oben zugeknöpft herum. Doch dann, eines Tages, entdeckte er eine kleine gelbe Blüte, eine Forsythie. Bald lagen die Menschen in der Sonne auf der Neckarwiese, lachten gemeinsam und die Welt sah plötzlich ganz anders aus. Chaz entschied sich zu bleiben. So schlendern wir heute gemeinsam mit ihm und seiner Frau Annette durch die ehemaligen Kasernen, die nun zum Heidelberg Innovation Park, kurz: hip umgestaltet werden. Der 80-Jährige erinnert sich heute noch gerne an die vergangenen Zeiten als Zivilangestellter bei den US-amerikanischen Streitkräften im Bereich Customer Service: als Fahrer und Mitarbeiter im Warenlager, das das US-Militär in der gesamten Region bis hin nach Stuttgart unterstützte.

„Die Patton Barracks und weiteren amerikanischen Areale waren eine kleine Stadt inmitten von Heidelberg“, erzählt Chaz. „Es gab eine Bank, Supermärkte und Malls, ein Fitnessstudio, Tankstellen, Anwälte, sogar einen eigenen TÜV. Wir waren völlig autark.“ Die Arbeit in den Patton Barracks und das Leben in Heidelberg haben ihm viel Freude bereitet. „Der größte Spaß war das Deutsch-Amerikanische Volksfest, das wir komplett mit Eiscreme, Süßigkeiten und Bier versorgten. Da war viel zu tun“, erinnert sich Chaz etwas wehmütig. Er wie viele seiner Freunde – darunter auch Deutsche – vermissen das Leben, das hier damals herrschte. „Alles wirkt heute viel größer, das Areal ist natürlich auch offener. Nach 9/11 waren die Kasernen ja noch viel abgeschotteter als je zuvor. Als die Gebäude ab 2010 nach und nach verschwanden, waren wir schon sehr traurig. Wenn ich mich hier so umschaue, scheint es fast, als wäre hier nie das US-Militär gewesen, als hätten wir das alles hier gar nicht erlebt.“

Aber doch, die Erinnerungen sind noch da und sind ausnahmslos positiv. Nie hat der schwarze Mann Ablehnung in Heidelberg erfahren, berichtet Chaz: „Die Stadt definiert sich über alle Kulturen und ist sehr offen. Vielleicht hat das auch etwas mit der Stationierung der Amerikaner damals zu tun.“ Und diese offenherzige Kultur und Lust auf Neues, Innovatives ist am hip jetzt noch spüren. „Meine Entscheidung nach Heidelberg zu kommen war richtig und gut. Ich habe hier meinen Platz fürs Leben gefunden!“

Chaz´ Maxime lautet: „What happens happens, but you have to know when to stop.“ Die Zeiten in den Patton Barracks sind vorbei, und er blickt gerne darauf zurück, auch mit seiner Frau Annette, mit der er seit 35 Jahren verheiratet ist. So ändert sich das Leben. Heute malt Chaz leidenschaftlich gerne, auch wenn er sich nicht als Künstler, sondern als „Creator“ begreift: Farben sind seine Leidenschaft. Nacht für Nacht produziert er in seiner Garage in Kirchheim Kunstwerke, die die Welt bunter und fröhlicher gestalten. Es geht es ihm dabei nicht darum, was er als Maler in seinem Bild sieht. „Es geht darum, was der Betrachter darin sieht.“ Und so hat man beim Spaziergang mit ihm durch die Patton Barracks fast das Gefühl, das die Betrachtung der vergangenen Zeiten und Stationen nichts anders ist als der Blick auf ein Kunstwerk – es weckt Erinnerungen und Zukunftsvisionen zugleich. Jeder nimmt es aus seiner Perspektive wahr und sieht etwas Anderes darin.

1000 666 hip - Heidelberg Innovation Park